Es gibt so viele spannende Einstiege in diesen Tag voller Emotionen... wie wäre es mit dieser Beobachtung, die viele Olympioniken und Zuschauer schon gemacht haben und viele Psychologen schon analysiert haben: Platz 3 macht manchmal glücklicher als Platz 2. Aber von vorn ...
Nach Frühstück in der Mensa und kleiner Aufwärmrunde auf unserem Sportplatz machen sich Herr Özer, unser Praktikant Herr Lichy und Herr Misch (Autor dieses Berichts) mit 23 Schülerinnen und Schülern ab Klasse 4 auf den Weg Richtung Oderstraße: Nena e.V. hat uns zu einem Fußball-Hallenturnier mit anderen Grundschulen eingeladen, Herr Özer hat drei Teams (1x Mädchen, 2x Jungs) gemeldet und zusammengestellt. Unsere erste Herausforderung wird zunächst eine Geduldsprobe und erst danach eine sportliche: Unser M44, der uns quasi direkt zur Halle fahren soll, lässt uns mehr als 30 Minuten warten. Als wir gerade die Straßenseite gewechselt haben um eine andere Route einzuschlagen, kommt plötzlich unser Bus um die Ecke. Einen zackigen Gruppensprint später sitzen wir alle endlich im Bus und kündigen beim Veranstalter schonmal eine verspätete Ankunft an.
Rein in die Halle, ab aufs Feld
In der Halle angekommen, kam es fast, wie es kommen musste: Die Jungs ziehen sich schnell im Flur um, die Mädchen warten noch auf ihren Kabinenschlüssel und bevor alle Sachen sicher verstaut sind, muss unser Team 1 auch schon direkt auf den Platz: Sie bestreiten das Eröffnungsspiel des Turniers. Vielleicht fehlten bei dem Schnellstart die Gewöhnung an die Halle und das „mentale Ankommen“: das erste Spiel in der kleinen 3er-Gruppe gegen die Schule am Reigenweiher geht knapp verloren. Woran es von Anfang nicht fehlte, war die Unterstützung an der Seitenlinie. Während ihr Trainer Herr Özer ruhig auf sein Team einwirkte, machten die Kinder der anderen Teams Stimmung (siehe Video!).
20 Minuten mehr Zeit, sich auf das erste Spiel vorzubereiten, hatte Team 1. Und die Mannschaft legte gegen die Hugo Hermann Schule einen ersten von vielen Krimis hin: Führung, Ausgleich, erneute Führungen in kurzer Zeit. Nach 8 Minuten steht das 2:1 und Lisas erster, von Mannschaft und Fanblock auch lautstark gefeierter Erfolg.
Zu guter Letzt stieg unsere Mädchen-Team ins Turnier ein. Und wie! Nach einem 4:0 gegen die Herman-Nohl-Schule, das uns allen sehr viel schöne Momente beim Zuschauen und Anfeuern bescherte, gingen sie alle mit sehr glücklichen Gesichtern vom Platz. Zurecht!
Runde 2: Erste Entscheidungen ...
Nach der längsten Wartezeit am Anfang waren die Mädchen nun als erstes an der Reihe: Sie durften ihr zweiten Gruppenspiel gegen die Regenbogen-Grundschule bestreiten. Wieder spielten sie sehr überlegen und technisch tollen Fußball, den auch die Jungs von draußen wieder bejubelten und eine Stimmung in die Halle brachten, die bei Spielen ohne Lisa-Tetzner-Beteiligung so nicht aufkam. Eine Leistung, die das gesamte Team bis zum Ende des Turniers durchziehen würde! A pro pos Ende des Turniers: Mit dem zweiten lockeren Sieg stand früh fest: Die Mädchen haben jetzt eine lange Pause und spielen nach dann etwa 90 Minuten die allerletzte Partie des Turniers: Das Finale. Ein Erfolg, zu dem die Jungs nicht nur beglückwünschten und abklatschten, sondern auch mit uns rechneten und überlegten, was sie jetzt noch erreichen können.
Für Team 1 war dann aufgrund des anderen Ergebnisses in der Gruppe klar: Das Finale ist nicht mehr zu erreichen. Für das Spiel um Platz 3 musste auch ein Sieg gegen die Elbe Grundschule her, deren Mannschaft wir im ersten Spiel ganz gut gesehen haben. Herausforderung angenommen! Ein sehr ausgeglichenes Spiel, Chancen auf beiden Seiten. Und dann nicht ganz unverdient der knappe Sieg für unsere Mannschaft! Das Spiel um Platz 3 erreicht!
Team 2 schaute beim Spiel ihrer Gruppengegner aufmerksam zu und wusste nach dem 2:0 Sieg der Theodor-Storm-Schule, dass sie ein Sieg gegen diese brauchen, um das Finale zu erreichen. Andernfalls würde es im Spiel um Platz 3 ein internes Schul-Duell geben, worauf niemand von uns richtig Lust hatte. Das wäre schließlich ein Spiel weniger, um Stimmung zu machen, mit weniger Stimmgewalt auch noch von außen! Dieses „Halbfinale“ sollte eines der besten und spannendsten Spiele des ganzen Turniers werden. Unsere Jungs brauchten mindestens ein Tor und hatten auch ein paar guten Chancen. Die Lautstärke von außen war am Anschlag beim Warten auf den erlösenden Treffer, der lange in der Luft lag. Dass die Gegner nicht so stark spielten wie zuvor, lag vielleicht auch wieder am fantastischen Fanblock: Während im ersten Spiel der Theodor-Storm-Schule vor allem ihre Trainer mit vielen Anweisungen an seine Mannschaft zu hören war, war diesmal nur „Lisa“, „Tetzner“ und viel rhythmisches Klatschen zu hören. Anweisungen verstanden die Spieler sicher nicht mehr! Wohl aber, wie es nach einem fantastischen Tor kurz vor Schluss und dann auch bis zum Schluss stand: 1:0 für Lisa Tetzner! Finaaaaaaale!
Krimi aus 7 Metern um Platz 3
Wow! Die ganze Crew von Lisa Tetzner war super drauf nach dieser Vorrunde. Die Schülerinnen und Schüler haben sich großartige letzte Spiele verdient, in denen es einiges zu gewinnen gab. Die Dynamik unter allen Beteiligten hat hier einfach richtig Spaß gemacht. Während die anderen Mannschaften um Platz 5 und 6 spielten, haben sich unsere Jungs und Mädchen zusammen warm gehalten und gemeinsam ein bisschen gekickt am Rand und im Flur des riesigen Hallengebäudes. Und nun rein in die Finalspiele, wir starten mit dem Spiel um Platz drei bei den Jungs mit unserem Team 1.
Wie sagen Fussballer so schön? „Ein Tor würde dem Spiel gut tun!“ Das brauchte es hier aber gar nicht, denn genauso schön sagen sich auch: „Das Spiel lebt von der Spannung“ oder „Ein 0:0 der besseren Sorte“. Beides traf hier zu: Mit Chancen und Paraden auf beiden Seiten musste nach 8 torlosen Minuten das Siebenmeterschießen her für eine Entscheidung. Hier wartete dann auf alle eine neue Geduldsprobe: Es dauerte rekordverdächtige 15(!) Schüsse bis zum ersten und entscheidenden Treffer. Was für eine Leistung der beiden Torhüter (und Pfosten und Latten, zugegeben)! Wer jetzt am Ende gewonnen hat? Seht ihr auch im Video =). Im Gegenzug noch eine Sache, die im Video nicht zu sehen ist: Inzwischen haben sogar Kinder anderer Schulen angefangen, einfach beiuns mitzusingen und „Lisa Tetzner“ anzufeuern. Das nenne ich Sportsgeist - aber auch gute Vorarbeit und Inspiration von unseren Stimmbändern!
Finale Nr. 1: Nicht nur Siege machen Gewinner
Ausnahmsweise fangen wir mal mit dem Ergebnis an: Unsere Jungs verlieren das Finale 1:3 gegen die Schule am Regenweiher und gehen sehr enttäuscht, teilweise mit Tränen vom Platz. Sie verstehen in dem Moment sicherlich noch nicht, was wir Begleiter und andere zuschauende Trainer, Lehrer und Erzieher denken: Auch Verlierer können wie echte Gewinner gespielt haben! Und das haben unsere Jungs. Nachdem sie durch individuelle richtig starke Aktionen schnell 0:2 zurücklagen, glaubten die Zuschauer am Rand alle an eine Vorentscheidung. So einen Rückstand hier zu drehen, ist schon sehr schwierig, da insgesamt wenig Tore fielen in dem Wettbewerb. Aber unsere Jungs gaben nicht auf, erzielten das 1:2 und machten richtig Druck auf den Ausgleich. In einem Angriff blockten die Gegner drei oder vier Schüsse in höchster Not, bevor der letzte Schuss knapp am Lattenkreuz vorbei ins Aus ging. Kurz darauf konterten die Gegner einmal richtig stark und erzielen das 1:3, ca. 2 Minuten vor Schluss. Aber auch hier gaben weder der Fanblock noch die Mannschaft auf: Unter neuen Anfeuerungsversuchen näherten sich unsere Jungs nochmals dem gegnerischen Tor. Leider reicht es zu keinem weiteren Treffer. Das Ergebnis ist bekannt, die große Enttäuschung einiger Spieler ist allzu nachvollziehbar und verständlich. Ich versuche, einige Jungs so abzuholen: „Ich verstehe eure Enttäuschung, euren Ärger. Ihr dürfte jetzt richtig traurig sein, weil ihr unbedingt gewinnen wolltet. Aber ich bitte euch: Glaubt mir, wenn ich euch sage, dass ihr wirklich richtig stark gespielt habt und stolz auf euch sein könnt.“ Klar - in dem Moment willst du das nicht hören. Aber ich hoffe, die Jungs verstehen das später.
Finale Nr. 2: Anders und doch gleich
Es ist den hart kämpfenden Mädchen vielleicht nicht ganz fair gegenüber, aber ich mache es etwas kürzer: Sie wehrten sich - natürlich auch wieder unter dem Gesang von Lisas Ultras, wie einige Jungs sich selbst mittlerweile betitelten - mit allen Kräften, aber vor allem mit der enormen individuelle Klasse zweier Spielerinnen machte das Team der Hugo-Heimann-Schule (mittlerweile auch lautstark unterstützt von der Jungs-Mannschaft der Schule, richtig gut!) einfach zu viel Druck. Unsere Mädchen kamen im Finale nicht mehr so leicht und häufig gefährlich nach vorne wie in den Spielen zu vor, sie mussten fast die ganze Zeit verteidigen. „Ein Tor liegt in der Luft“, hätten Kommentatoren wohl sehr lange gesagt. Bis ein Ball tatsächlich, dann aber sehr unglücklich aus unserer Sicht, ins Tor rollte. Das Tor sollte am Ende entscheidend sein. Dass einige Mädchen vorher vom großen Sieg und einem Pokal geträumt haben, wurde mit dem Abpfiff klar: Wie bei den Jungs ein paar Minuten zuvor gab es aus Enttäuschung auch einige Tränen - und natürlich den Versuch der Aufmunterung, nicht nur von Coach und Betreuern, sondern auch von ihren Mitschülern! Drei Teams, eine Einheit!
Gefühle bei der Siegerehrung
Zum Abschluss versammelten sich alle 12 teilnehmenden Mannschaften zur Siegerehrung durch die KollegInnen von nena e.V., die das Turnier sehr gut organisiert und durchgezogen haben. Ein Kompliment und Dank an dieser Stelle!
Wie üblich beginnt die Ehrung mit dem verdienten Applaus für die hinteren Plätze. Wie üblich gibt es den größten Applaus und die größte Freude bei den Siegern zum Abschluss. Und wie bei Olympia und anderen Sportereignissen sehen wir: Diejenigen, die gerade Platz 3 gewonnen haben, sehen sehr glücklich aus. Diejenigen, die Platz 2 gewonnen haben, sind aber diejenigen, die auch Platz 1 verloren haben und daher teilweise (noch) etwas enttäuschter reinblickten. Für diejenigen, die sich über ihre Medaille daher noch nicht so richtig freuen konnten, hoffe ich, dass ich Recht behalten sollte mit meiner Erfahrung, die ich ihnen mitgab: „Silber fühlt sich morgen schon viel besser an als heute.“
Zum Abschluss noch ein ganz persönliches Wörtchen von mir: Was ein wunderschöner Arbeitstag! Ein Dank an alle Kinder, die zu diesem besonderen Erlebnis beigetragen haben - also alle Schülerinnen und Schüler, die heute dabei waren! Feierabend war für mich dann am U-Bahnhof Neukölln, als Herr Özer und Herr Lichy mit den Kindern in die u7 stiegen. Mein letztes Wort an diesem Diens(t)tag : „Lisa“. Was die Kinder mir beim Einsteigen noch lautstark zurückriefen, wissen alle aufmerksamen Leser dieses Berichts ...